Blog 9: Schweigen können – Weshalb Ruhe auch anstrengend sein kann

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Blog 9: Schweigen können – Weshalb Ruhe auch anstrengend sein kann

Das Osterfest steht vor der Tür! Wenn es auch in diesem Jahr (wieder) anders sein wird, als wir es gewohnt sind. Zu Ostern gehört der Karfreitag. An diesem Tag denken wir besonders an die Leiden und an den Tod Christi am Kreuz. Die Zeit von Gründonnerstag bis Ostersamstag wird auch als eine Zeit des „in-sich-Gehens“ bezeichnet. Weder Glockengeläut noch Musik ist in den Kirchen zu hören; es ist eine Zeit der Stille. Versuchen Sie doch einmal, einen Spaziergang in der Stille zu unternehmen.

Während das Spazierengehen in der Regel selbstverständlich für uns ist, bemerken wir oft erst während eines stillen Ganges, wie viele Geräusche normalerweise auf uns einprasseln. Gehen beinhaltet eine Energie, die unserer Seele guttut. Diese wird uns jedoch häufig gar nicht bewusst, weil wir uns während des Gehens mit so vielen anderen Dingen ablenken, insbesondere den Unterhaltungen mit unseren Weggefährten.

Weggefährten zu haben, ist natürlich etwas Wunderbares. Reden ist Austausch, Ablenkung, Freude und kann unheimlich wohltuend sein. Aber bei vielen meiner Pilgerwanderungen ist mir aufgefallen, wie wertvoll und bereichernd es ist, in Ruhe und schweigend zu gehen. In der Stille nehme ich vieles anders wahr. So konzentriere ich mich bewusster auf die Natur um mich herum, auf die Geräusche, das Rauschen der Bäume, die Tiere und ihre Stimmen. Meine Konzentration verändert sich und ich sehe Dinge, die mir vorher vielleicht noch nie aufgefallen sind, obwohl ich den Weg schon viele Male in meinem Leben gegangen bin. Probieren Sie es aus!

Ich habe häufig die Erfahrung gemacht, dass es schwierig ist, eine längere Strecke schweigend zurückzulegen. Vielen meiner Mitpilger*innen fällt diese Ruhe – besonders am Anfang – sehr schwer. Sie halten sie kaum aus. Im übertragenen Sinne geht man einen Weg in die eigene, innere Stille. Dort wird man vielleicht mit Erlebnissen, Gedanken und Gefühlen konfrontiert, die bedrängend wirken und die man lieber nicht zulassen möchte. Aber aus eigener Erfahrung kann ich das Schweigen beim Laufen nur empfehlen, um mich meiner Umwelt und meinen Gedanken ganz bewusst zu öffnen.

Ein Gebet von Peter Müller passt sehr schön dazu:

Ich bin ganz still
ich höre Geräusche
es ist still
es genügt jedoch nicht.  

Ich lasse los
herumschweifende Gedanken
Sorgen und Ängste
Erwartungen und Hoffnungen
es genügt jedoch nicht
loszulassen.  

Ich gehe nach innen
spüre Stille in mir
ich danke für diesen Tag
und lasse mich fallen
in die Stille der Nacht

Ich wünsche Ihnen einen schönen Gang in der Stille und ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ihr Stefan Lemke


Stefan Lemke ist Diakon und Fachberater für die Arbeit mit Senior*innen in der Evangelischen Kirche in Charlottenburg- Wilmersdorf. Seine Freizeit verbringt er gern mit und in der Natur. Einmal monatlich bietet er eine Pilgertour im Berliner Umland an. In seinem wöchentlichen Blog schreibt er über Gedanken auf dem Weg.

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