Herzlichen Glückwünsch, Sie sind ein Original! Jeder von uns ist einmalig. Wir wurden von Gott als Mensch geschaffen, mit individuellen Aussehehen, Merkmalen und Verhalten. Mit vielfältigen Talenten und persönlichen Anlagen, so gleicht kein Mensch dem anderen. Selbst eineiige Zwillinge unterscheiden sich durch kleine, optische Merkmale und unterschiedliche Charaktereigenschaften.

Die Begriffe Original und Kopie begegnen uns in unserem Alltag häufig. Denken Sie doch mal an Behördengänge. Wie oft wird man vor Ort aufgefordert, das Original mitzubringen. Und entgegengesetzt kennen wir alle die Aussage: „Davon brauche ich eine Kopie“.  

Auch bei Modeartikeln treffen wir häufig auf Original und Kopie. Besonders Handtaschen aus dem Ausland sind beliebt, die dort als Kopie der Luxusversion zu einem deutlich günstigeren Preis verkauft werden. Aber auch Haushaltsartikel und Autoersatzteile sind als Kopie erhältlich. Allerdings ist die Kopie meistens schlechter verarbeitet und unterscheidet sich durch kleine Details vom Original. Aber sie ist deutlich günstiger, also nimmt man es in Kauf.

Im Übertragenen Sinne treffen wir unter uns Menschen auch auf Original und Kopie. Sicher kennen wir alle Personen, die wir ganz bewusst als „Originale“ bezeichnen würden. Menschen, die durch gewisse Merkmale und Verhalten unverwechselbar werden. Dazu passen Sprüche wie „das ist vielleicht ein Original“, oder „das ist 'ne Marke“. 

Bestimmt haben auch Sie schon die Erfahrung gemacht, dass Jemand einem Anderen nacheifert. Vielleicht der Abteilungsleiter, der auf der Schiene des Chefs fährt und diesem in Art, Aussagen und Verhalten kopiert. Vielleicht ein Fan, der ein Vorbild in seinem Idol sieht und so sein möchte wie das Original. Er gleicht sich im Aussehen und der Sprache immer mehr dem Idol an. Was ja besonders häufig bei Jugendlichen vorkommt.

Aber auch im Radio und im Fernsehen stoßen wir oft auf Original und Kopie. Wie viele Lieder aus meiner Jugend wurden und werden jetzt schon gecovert (kopiert)? Immer mehr Comedians kopieren Originale, wie Politiker*innen und Schauspieler*innen. Manchmal sind die ersten Momente täuschend echt und man fragt sich, ist das jetzt das Original oder eine Kopie? Das Rätsel löst sich jedoch meistens schnell auf.  

Geht es uns nicht manchmal auch so? Ich möchte mich vielleicht als jemand geben, der ich gar nicht bin. Das mag am Anfang gut klappen und andere fallen darauf rein. Aber nach einer Weile wird klar, dass das Vorgegebene nicht „echt“ ist, sondern vorgespielt.

Wie geht es mir damit in meinem Alltag, der häufig von Zwang und Perfektionismus begleitet wird? Ich rutsche in Rollen und möchte mit den Anderen mithalten. Doch das bringt mich auch in einen Zwiespalt, da ich offen und ehrlich, echt, eben „Original“ sein möchte. Dazu gehört auch, dass ich meine eigne Meinung und meine Werte vertrete. Gleichwohl das manchmal zu Konflikten oder Kompromissen führt, mit denen ich vielleicht nur schwer umgehen kann.

Und wie sind Ihre Erfahrungen mit Original und Kopie?

Geben Sie sich manchmal als Kopie, weil es auch Vorteile verspricht und Konflikte und Ärger vermeidet?

Wie kann man lernen - häufiger - als Original zu leben, auch wenn das manchmal anstrengend ist?  

Waren Sie schon am neuen Stadtschloss in Berlin, dem Humboldt Forum? Zur Zeit ist es noch geschlossen, aber auch der Anblick der Fassade lohnt sich. Der Bau ist an drei Seiten im Original wiederentstanden. Allerdings verrät eine Seite des Gebäudes ganz bewusst, dass es sich hierbei um eine Kopie handelt.  Während eines Spaziergangs zum Dom und zur Museumsinsel können Sie sich ja mal Zeit nehmen für die Fragen zum Thema „Original und Kopie“.

Liebe Grüße sendet

Ihr Stefan Lemke

Stefan Lemke ist Diakon und Fachberater für die Arbeit mit Senior*innen in der Evangelischen Kirche in Charlottenburg- Wilmersdorf. Seine Freizeit verbringt er gern mit und in der Natur. Einmal monatlich bietet er eine Pilgertour im Berliner Umland an. In seinem wöchentlichen Blog schreibt er über Gedanken auf dem Weg.