Blog 2: Vom Entzünden einer Kerze

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# Pilgerblog

Blog 2: Vom Entzünden einer Kerze

Obwohl ich kein großer Fan der dunklen Jahreszeit bin, mag ich es, wenn im Winter Kerzen angezündet werden. Das Licht der Kerze ist etwas ganz Besonderes. Es spendet Wärme und Gemütlichkeit und ist durch kein anderes Licht zu ersetzen. In meiner Wohnung steht eine Kerze am Wohnzimmerfenster, die ich am Abend gern anzünde. Das Licht erhellt das Zimmer und taucht es in eine gemütliche Atmosphäre.

Unser Bundespräsident Frank- Walter Steinmeier hat im Januar die Aktion „Lichtfenster“ initiiert. Dabei sollen die Menschen eine Kerze ins Fenster stellen und an die Corona-Toten denken. Das sind seit dem 11.02.21 leider schon über 63.000. Damit ist die Zahl der Verstorbenen etwa doppelt so hoch wie die Einwohnerzahl der Stadt Neuruppin im Norden Brandenburgs.

In einer fremden Stadt oder einem unbekannten Kiez gehört es zu meinem Ritual, eine Kerze in einer Kirche anzuzünden. So komme ich zur Ruhe und finde Zeit für ein stilles Gebet. Dieses „Innehalten“ tut mir gut. Ich schaue dabei in die entzündete Flamme und denke an alle Dinge, für die ich dankbar bin. Für alle Herausforderungen die ich bis jetzt meistern konnte. Ich denke aber auch an die Menschen, die momentan Kummer und Sorgen haben. Die Ruhe und die Intensität dieses kurzen Momentes sind etwas Besonderes. Sie helfen mir dabei, meine Gedanken zu ordnen und - im wahrsten Sinne des Wortes - in ein anderes Licht zu stellen.

Wenn ich über die aktuelle Situation klage und traurig bin, dass ich auf vieles verzichten muss, fallen mir die Menschen ein, denen es wirklich schlecht geht. Während ich in meiner warmen Wohnung bin und mich nach Belieben aus dem vollen Kühlschrank bedienen kann, denke ich an die vielen obdachlosen Menschen. Bei den momentanen Temperaturen ist das Leben auf der Straße tödlich. Dann frage ich mich, worüber ich wirklich Grund zur Klage habe? Und während ich darüber nachdenke, stelle ich fest, wie schnell sich die Relationen verschieben können.

Ein chinesisches Sprichwort sagt „Zünde lieber eine Kerze an, als über die Finsternis zu klagen“. Wie ist es bei Ihnen? Wann haben Sie das letzte Mal die Gelegenheit genutzt, ein Licht in einer Kirche anzuzünden, zur Ruhe zu kommen und sich zu bedanken? Vielleicht gibt Ihnen der Besuch und die Atmosphäre des Gotteshauses neue Energie und Kraft. Vielleicht verschieben sich die Relationen und setzten die Gedanken in ein neues Licht. Machen Sie sich doch mal auf den Weg. Am besten, Sie suchen sich eine Kirche aus, die Sie noch nicht kennen. Eine, die in einem unbekannteren Kiez liegt.

Viele Kirchen sind trotz Corona regelmäßig für Besucher*innen geöffnet (siehe unten). Nutzen Sie die Gelegenheit! Und wer sich momentan wegen Eis und Schnee nicht vor die Tür traut, kann eine Kerze in seiner Wohnung anzünden und darüber nachdenken, wofür er oder sie persönlich dankbar ist. Dabei kann auch an unsere Verstorben und an die Menschen gedacht werden, denen es momentan nicht gut geht.

Ich wünsche uns, dass das Licht der Kerzenflamme unser Herz erwärmt und wir immer wieder das Wesentliche für unser Leben erkennen und schätzen dürfen.

In folgenden Kirchen könnten Sie ein Licht entzünden (Stand 11.02.2021):

Ev. Auenkirche, Wilhelmsaue 119, 10715 Berlin   

Di.+Fr. 10:00 - 15:00, Mi. 15:00 - 19:00, Do. 14:00 - 18:00                       

Ev. Kreuzkirche, Hohenzollerndamm 130a, 14199 Berlin                          

Sa. 16:00 - 18:00, So. 10:30 - 12:00                      

Ev. Lindenkirche, Homburgerstr. 48, 14197 Berlin

Do. 17:00 - 19:00, So. 10:00 - 12:00

Kath. St. Ludwig Kirche, Ludwigkirchplatz, 10719 Berlin              

Mo. - Fr. 09:00 - 18:00


Stefan Lemke ist Diakon und Fachberater für die Arbeit mit Senior*innen in der Evangelischen Kirche in Charlottenburg- Wilmersdorf. Seine Freizeit verbringt er gern mit und in der Natur. Einmal monatlich bietet er eine Pilgertour im Berliner Umland an. In seinem wöchentlichen Blog schreibt er über Gedanken auf dem Weg.

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