Blog 1: Eine verlässliche Weggemeinschaft

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# Pilgerblog

Blog 1: Eine verlässliche Weggemeinschaft

Seit einem knappen Jahr sind wir in der Gestaltung unserer Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt und verbringen viel Zeit in unseren Wohnungen. Für mich ist der tägliche Spaziergang deshalb mittlerweile zur Routine und zum Höhepunkt des Tages geworden. 

Auch wenn es mir manchmal schwerfällt, bei Regen, Sturm und Dunkelheit die gemütliche Wohnung zu verlassen, fühle ich mich anschließend doch immer ausgeglichener und zufriedener als zuvor. Der Körper kommt in Bewegung, der Kreislauf wird angeregt, die Gedanken ziehen leichter. Und vieles wirkt bei einem Spaziergang logischer und klarer, als am heimischen Schreib- oder Küchentisch. Regelmäßig treffe ich eine Freundin zum abendlichen Spaziergang. Trotz Abstand sind wir uns nah. Wir tauschen uns aus, erzählen, lachen und spüren, dass uns die Gesellschaft guttut.

Karin Singha-Gnauck, Pfarrerin der Danielgemeinde und des Evangelischen Campus Daniel, berichtet in Ihrer Einführungspredigt von Noomi und Rut. Auch diese beiden Frauen gehen miteinander. Allerdings ist ihr Weg alles andere als ein Spaziergang, bei dem ausgelassen erzählt und gelacht wird. Es ist ein Gang in eine ungewisse Zukunft.  Aber es ist auch ein Gang, der sich in Gemeinschaft leichter laufen lässt. Noomi kann sich auf die Gesellschaft ihrer Schwiegertochter Rut verlassen. Und Rut sichert ihrer Schwiegermutter zu „Wo Du hingehst, da will ich auch hingehen.“. Beide Frauen gehen neue Wege und vertrauen darauf, dass Gott sie begleitet.

Und wie ist es bei uns? Auch wir werden momentan anders von Gott begleitet, als wir es gewohnt sind. Wir müssen loslassen von Gewohnheiten und Annehmlichkeiten, von Vorurteilen, Trends und Konsumverhalten. Ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass mir das auch guttun kann. Weniger ist - manchmal - mehr.

Wieviel mehr freue ich mich auf die Dinge, die sonst alltäglich für mich waren. Und dazu gehört jetzt auch der abendliche Spaziergang und der wöchentliche Gang mit der Freundin. Zu vielen anderen Freunden halte ich Kontakt per Telefon, WhatsApp und per Zoom. Auch wenn wir räumlich weit voneinander entfernt sind, so sind wir uns doch Wegbegleiter in diesen Tagen. Wir hören uns zu, trösten und ermutigen uns und sind füreinander da. Ich kann mich anvertrauen, egal ob bei einem Spaziergang, über das Telefon oder am PC. Und dafür bin ich sehr dankbar. Nehmen Sie sich doch mal die Zeit, am besten bei einem Spaziergang, darüber nachzudenken, wie es bei Ihnen ist:  

Mit wem bilden Sie eine Weggemeinschaft? 

Wem können Sie sich anvertrauen?

Mit wem können Sie Freude und Kummer teilen?  

Vielleicht hat die derzeitige Situation Sie ja auch einem Menschen nähergebracht, ihre Freundschaft verändert oder aus einer neuen Perspektive beleuchtet. Mindestens einen Wegbegleiter haben wir alle ganz sicher an unserer Seite. Auch wenn wir ihn manchmal aus dem Blickwinkel verlieren, weil er - gefühlt - hinter uns oder zu weit vor uns läuft. Aber er ist da und bildet eine verlässliche Weggemeinschaft mit uns. Wir können uns sicher sein, dass er an unserer Seite ist, in hellen und in dunklen Zeiten. Egal, für welchen Weg wir uns auch entscheiden.

Wann ist eigentlich der richtige Zeitpunkt, sich bei seinem Wegbegleiter zu bedanken?

Ihr Stefan Lemke


Stefan Lemke ist Diakon und Fachberater für die Arbeit mit Senior*innen in der Evangelischen Kirche in Charlottenburg- Wilmersdorf. Seine Freizeit verbringt er gern mit und in der Natur. Einmal monatlich bietet er eine Pilgertour im Berliner Umland an. In seinem wöchentlichen Blog schreibt er über Gedanken auf dem Weg.

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